Vision einer Direktverbindung

Eine direkte Bahnverbindung von Arbon nach St. Gallen ist möglich. Der Bahnausbau würde zwischen 80 und 100 Millionen Franken kosten. Von der Vision zum Projekt muss das Unterfangen aber noch zahlreiche Hürden nehmen.
Eine direkte Bahnverbindung von Arbon nach St. Gallen ist möglich.

Mit dem Zug in einer Viertelstunde von Arbon nach St. Gallen. «Eine Vision, aber machbar», schreibt die Trägerschaft des Agglomerationsprogrammes St. Gallen/Arbon-Rorschach in einer Mitteilung. Heute dauert die schnellste ÖV-Verbindung über 30 Minuten. Die Machbarkeit hat nun ein Institut der ETH mittels Studie belegt und darin drei mögliche Varianten skizziert (siehe Grafik). Nötig wäre der Neubau von Bahninfrastruktur, was zwischen 80 und 100 Millionen Franken kosten würde.

Langfristiger Horizont

«Die Bahnverbindung brächte der gesamten Region etwas», sagt Rolf Geiger, Geschäftsleiter der Region Appenzell AR-St. Gallen-Bodensee. «Aus Sicht der Stadt Arbon ist es auf jeden Fall eine spannende Idee», sagt Monique Trummer, zuständig für Stadtentwicklung und Kommunikation. Arbon begrüsse Bestrebungen, die den Ausbau des öffentlichen Verkehrs zum Ziel haben.

Nun liegt der Ball bei den Kantonen Thurgau und St. Gallen. «Eine Bahnverbindung zwischen Arbon und St. Gallen ist eine Vision, die einen langfristigen Horizont hat», sagt der Thurgauer Volkswirtschaftsdirektor Kaspar Schläpfer. Es gehe nun darum, die Bahnverbindung im Rahmen des nächsten Bahnausbauschrittes 2030 zu konkretisieren. Dabei sei die technische Machbarkeit, der Nutzen, ihre Wirkung auf die Verkehrsnachfrage und die Finanzierung von Infrastruktur und Betrieb zu klären. «Erst dann kann beurteilt werden, ob aus der Vision Realität wird», sagt Schläpfer.

Die Kantone müssten die Bahnlinie auch in ihren Richtplänen einfliessen lassen. Zudem müssten sie sich beim Bund dafür stark machen. Denn: Bis 2030 dürfte dieser rund 7 Milliarden Franken in den Bahnausbau investieren. Beim Bundesamt für Verkehr (BAV) laufen die Fäden zusammen. Ob eine Bahnlinie Arbon–St. Gallen Chancen hat, kann BAV-Sprecher Andreas Windlinger heute noch nicht sagen. Er verweist auf viele Kriterien, welche die Realisierungschancen erhöhen. Etwa ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Ein gewichtiges Wörtchen haben auch die Bundesparlamentarier mitzureden: Bis 2018 sollte der Bundesrat die Botschaft für den Ausbauschritt 2030 ans Parlament überweisen.

Expo als mögliches Zugpferd

Auftrieb geben könnte der Vision, wenn die Expo 2027 im Raum Ostschweiz-Bodensee durchgeführt würde. Jakob Stark, Expo-Präsident und Thurgauer Regierungsrat, erwähnte die Bahnlinie als Idee eines bleibenden Wertes der Landesausstellung. «Die Expo könnte vielleicht ein Fenster zur Finanzierung öffnen», sagt dazu Rolf Geiger. Die Vision ist aber nicht an die Expo gekoppelt.

An Interessenten für den Betrieb der Bahnlinie fehlte es wohl nicht: Die Regionalbahn Thurbo mit Sitz in Kreuzlingen hat gegenüber dieser Zeitung bereits Interesse signalisiert.

Text: Sebastian Keller
Quelle: St. Galler Tagblatt, Ausgabe vom 9. Mai 2014

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