Hermann Schläpfer (*1906 - †1983), Landwirt und Gastwirt zum «Rebstock»

Hermann Schläpfer, Wirt des Hotel- und Restaurants Rebstock, liess zur Erinnerung an die Eiswanderung nach Kressbronn von Kunstmaler Ludwig Lorenzi die beiden Sgraffiti an seinem Wohnhaus «Langmoos» anbringen.
Sgraffiti zur Erinnerung an die Eiswanderung nach Kressbronn

Hermann Schläpfer zum Gedenken

Er setzte mit seinem Haus Zeichen der Heimatverbundenheit

Am Mittwoch wurde in Rorschacherberg Landwirt und Gastwirt zum «Rebstock» Hermann Schläpfer, der nach schwerem Leiden im Alter von fast 77 Jahren starb, zur letzten irdischen Ruhestätte geleitet. Der Verstorbene hatte mit der Ausgestaltung seines Hauses, des über 300 Jahre alten Gasthauses an der Thaler-Strasse, ein einzigartiges Denkmal gesetzt, das viele Besucher zur Besinnung anregte und die Lebensauffassung des Hausherrn offenbarte.

Hermann Schläpfer wurde am 20. April 1906 in Heiden geboren und wuchs als Kind einer Bauernfamilie mit drei Geschwistern zuerst in Horn und anschliessend in Rorschacherberg auf, wo sein Vater 1914 das Bauerngut mit Gasthof zum Rebstock, der sich damals in einem ziemlich verwahrlosten Zustand befand, erworben hatte. Nach der Berufslehre als Maschinenschlosser und Berufspraxis in Uzwil, Zürich und Winterthur kehrte Hermann Schläpfer wegen des frühen Todes seines Vaters 1930 auf den elterlichen Hof zurück, den er 1937 selbständig übernahm und mit seiner Mutter zusammen betrieb.

Hermann Schläpfer vor dem Goldenen Buch des «Rebstocks»
Hermann Schläpfer Wirt des «Rebstocks»

Im Jahre 1942 verehelichte sich Hermann Schläpfer mit der Thurgauerin Alice Rupp. Ihrer Ehe entsprossen eine Tochter und zwei Söhne. Es war ein strenges Stück Arbeit, das die beiden Bauern- und Wirtsleute auf dem «Rebstock» zu erfüllen hatten, doch Hermann Schläpfer hatte sich in den Kopf gesetzt, aus dem alten Haus etwas Besonderes zu machen, ein Zeichen der Besinnung und Heimatverbundenheit zu setzen. Zuerst wurde die kleine Halle hinter dem Vorplatz ausgebaut und dann ging's schrittweise an die künstlerische Ausgestaltung der Gaststube mit all ihren Räumen und schliesslich auch der Wohnung. In Kunstmaler Ludwig Lorenzi und Bildhauer Walter Steiner hatte Hermann Schläpfer die beiden Partner gefunden, die ihr ganzes Können und ihre Liebe zum Kunsthandwerk einsetzten, um auf die Ideen des Hausherrn einzugehen und diesen auf einmalige Weise Ausdruck zu geben. 1953/1954 waren die Thurgauer- und die Appenzellerstube vollendet, und anschliesend ging es an die Ausgestaltung der Gotthelfstube und an die Schaffung der Staatstruhe mit wichtigen Dokumenten zur Heimatgeschichte. Ein besonders wertvolles Stück im Haus zum Rebstock ist das «Goldene Buch», das in prachtvoller Schrift und Ausstattung Lebenserinnerungen Hermann Schläpfers, Meditationen von Pfarrern der Region über den Inhalt der grossen christlichen Festtage und Gedenkworte von Regierungsvertretern aller eidgenössischen Stände enthält.

Sgraffiti der Seeüberquerung nach Kressbronn
Sgraffiti der Seeüberquerung

Die unauslöschlichen Eindrücke zweier Weltkriege, das Nachdenken über Ursprung und Sinn der drei Kreuze, des Kreuzes der Eidgenossen, des Roten Keuzes im Geiste Henry Dunants und des Kreuzes von Golgatha als Zeichen der Erlösung durch den Opfertod Christi prägten die Lebenseinstellung Hermann Schläpfers, der er in Zusammenarbeit mit Ludwig Lorenzi und Walter Steiner Ausdruck gab, so dass auch spätere Generationen in diesem einzigartigen Werk lesen und darin vielleicht auch Wegweisung und Ermutigung finden können.

Der Autobahnbau hatte zur Aufgabe der Landwirtschaft auf dem übernommenen Heimwesen geführt, was Hermann Schläpfer die Zeit zur Weierführung und Vollendung seines Lebenswerkes liess. Leider machten sich dann aber ernste gesundheitliche Störungen bemerkbar, die sich 1981 verschlimmerten und anfangs dieses Jahres einen Spitalaufenthalt nötig machten. Doch war es ihm eine Hilfe, wieder in sein Heim, nun im Stöckli nebenan, zurückkehren und seinen Lebenslauf im Kreise seiner Lieben beschliessen zu können. Eine Freude war es ihm, zu wissen, dass sein älterer Sohn nun den «Rebstock» in seinem Sinn, doch mit jugendlichem Geist, weiterführen wird. Den Angehörigen, insbesondere der Gattin des Verstorbenen, sprechen wir unsere herzliche Anteilnahme aus.

Ostschweizer Tagblatt, 26.2.1983