Karl Scherrer (*1889 - †1952), Redaktor «Rorschacher Zeitung», Rorschacherberg

Karl Scherrer, Redaktor «Rorschacher Zeitung», Rorschacherberg
Karl Scherrer

Am Morgen des 22. Januar haben wir einen lieben Kollegen zum letzten Gang auf den Zentralfriedhof begleitet. Karl Scherrer ist im Alter von nur 56 Jahren nach einer längeren, schweren Krankheit von uns geschieden. Gross und herzlich war die Anteilnahne der Rorschacher Bevölkerung und es geziemt sich, dass auch die Monatschronik dem grundgütigen Menschen Karl Scherrer Worte der liebevollen Erinnerung widmet. Als Redaktor der «Rorschacher Zeitung» wirkte er während fast einem Vierteljahrhundert für die Oeffentlichkeit. Er leitete den lokalen Teil seiner Zeitung. Eine immense Arbeit war ihm dabei überbunden, denn das gesellschaftliche Leben unserer Hafenstadt ist mannigfaltig. Mit grossem Geschick hat er sein Pflichtenheft betreut. Sein treffsicheres Urteil in künstlerischen Belangen, seine besondere Liebe zu Musik, Gesang und Malerei, hinter der sich ein solides Wissen verbarg, befähigten Karl Scherrer, den oft heiklen Beruf als Redaktor in vorbildlicher Weise auszuüben. Wir sassen oft zusammen an Vereinsabenden, an Vorträgen und anderen öffentlichen Veranstaltungen und stets war es eine Freude,in Gesellschaft Karl Scherrers zu sein. Wie wusste er mit Begeisterung von den schönen Künsten zu erzählen, wie leuchteten seine Augen, wenn er uns seine Freundschaft mit Künstlern aus seiner Münchner Studienzeit schilderte. Karl Scherrer war dem Guten und Schönen zugetan. Er mied den kleinlichen Tagesstreit und politische Händel. Sein Interesse galt dem Harmonischen, dem Menschlichen, das immer wieder in seinen poetischen Arbeiten zum Ausdruck kam. Wenn es sein musste, fürchtete er sich nicht vor einem gerechten, aber strengen Urteil. Stets waren seine Rezensionen aufbauend und vielleicht für manchen Verein wegleitend. Ein schönes Denkmal seiner Verbundenheit zu Rorschach hat sich der Verstorbene mit seinen Festspielen «Heimat am See» (1938) und «Rorschacher Jahrtausendspiel» (1947) gesetzt. In edler, feierlicher Sprache schuf er Volksszenen auf der Bühne, die weitherum durch ihre künstlerischem Ausdruckskraft berechtigte Anerkennung fanden. In ungezählten kleineren Arbeiten fand Karl Scherrers literarisches Schaffen ebenfalls ein schönes Echo. Eine heimtückische Krankheit nagte seit einiger Zeit am Lebensmark unseres Freundes, der mit zähem Lebenswillen und stets fröhlichem Mut hoffte, wieder zu gesunden. Er sollte nicht mehr in die Redaktionsstube zurückkehren. Karl Scherrer hat sich durch sein getreues Wirken und durch seine sympathische schlichte Menschlichkeit die Freundschaft vieler Rorschacher erworben, die ihm übers Grab hinaus ein dankbares Andenken bewahren.

Buchtitel: Rorschacher Monatschronik 1952, S.37
Copyright: 1952 by E. Löpfe-Benz, Rorschach

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