Goldach in der Zeit des zweiten Weltkrieges

Armin Scheurer (links), Heimwehgoldacher, Olympia-Teilnehmer und Sportlehrer in Magglingen.
Armin Scheurer, Olympia-Teilnehmer und Sportlehrer

Die dritte Folge der Serie über Goldach in der Zeit des zweiten Weltkrieges widmet Heiri Bärlocher einem Olympia-Teilnehmer, der in unserer Gemeinde Dienst tat.

Die Kriegszeit zwischen 1939 und 1945 war hart und hat sich bei ­allen Soldaten tief eingeprägt. Nicht umsonst fanden auch nach Kriegsende immer wieder Ehemaligentreffen und Kompanietagungen, sogenannte « Weisch no - Zusammenkünfte », statt. Gerade die HD-Truppen, die oft während der gesamten Grenzbesetzungszeit am gleichen Ort Dienst taten, haben sich mit dem Dorf und den Bewohnern identifiziert, so auch mit Gold­ach.

Nur wenigen Goldachern war damals bekannt, dass beim Stab des Bat 288 im « Schäfli » ein ganz grosser Sportler Militärdienst leistete, nämlich kein geringerer als der Leichtathletik-Olympia-Teilnehmer Armin Scheurer, der 1948 in Londen die Schweizer Delegation als Fahnenträger anführte. Armin Scheurer war Rekordhalter im Zehnkampf und im Stabhochsprung, aber auch Titelträger im Weit- und Dreisprung. Nach dem Krieg wurde Armin Scheurer Sportlehrer an der Eidgenössischen Turn- und Sportschule ETS in Magglingen und Trainer der Schweizer Leichtathleten. Der Dienst in Goldach hat auch ihn nachhaltig geprägt.

Im Jahr 1957 durfte ich an einem Kurs an der ETS teilnehmen. Bei der persönlichen Vorstellung hat Armin Scheurer als mein Klassenlehrer plötzlich ausgerufen : « Auch ich bin ein Goldacher ! »

Bei jeder Gelegenheit hat er in der Folge mit glänzenden Augen immer wieder von Goldach und seinen vielen Eindrücken erzählt.

An erster Stelle stand immer das « Schäfli » mit der Familie Meier und natürlich deren Töchter. Aber auch von vielen anderen « unscheinbaren » Einwohnern hat Armin Scheurer die Namen behalten, so vom damaligen Bauer an der Aachstrasse, Johann Geisser, der die Wachsoldaten oft bei Wind und Regen und teilweise auch nachts mit einem – zwar nicht erlaubten – Eigenbrand tröstete. Auch der Turnverein Goldach und dessen Abendunterhaltungen im «Schäfli » blieben Armin Scheurer unvergessen. Diese Anlässe hat er auch später bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder besucht.

Selbstverständlich hatten insbesondere seine Soldaten einen grossen Stellenwert. Auch von ihnen erzählte Armin Scheurer viel. So schilderte er die Jahre 1939/1940 als die euphorische Zeit, als jeder Wehrmann seine Arbeit und seine Aufgabe als unverzichtbar für das Vaterland hielt. Je länger je mehr stellte sich bei der Truppe aber auch Langeweile und Müdigkeit ein. Tag und Nacht bei Wind und Wetter an der Goldach hinter Stacheldraht Wache zu schieben, bot nur wenig Abwechslung. Das Tagebuch des Stabes enthielt wochenlang die gleichen Einträge : « Keine besonderen Vorkommnisse » oder « Nichts gesehen, Nebel ».

Das Aufrechterhalten der Truppenmoral war daher eine grosse Aufgabe. Armin Scheurer dankte immer wieder den «Engeln von Goldach », wie er sie nannte, dem Frauenverein und dem Frauenhilfsdienst unter der Führung von Frau Cloetta und Irmgard Hautle. Sie verstanden es, die Soldaten über Jahre mit Geburtstags-, Chlaus- und Weihnachtsfeiern und mit kleinen Geschenken aufzumuntern.

Text: Heiri Bärlocher
Originalartikel im Wellenbrecher Nr. 77 vom Juni/Juli 2008, S.23
Copyright: Gemeinde Goldach.

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