Umbauten im städtischen Korn- und Lagerhaus 1933

Das Kornhaus Rorschach im Zeichen der N.O.S.-Schifffahrtsausstellung 1933. Foto E. Glarner, Gossau
Kornhaus Rorschach 1933

Das in den Jahren 1746 bis 1748 unter Abt Coelestin II. durch den italienischen Architekten und Baumeister Giovanni Caspare Bagnato erstellte Kornhaus, das am See gelegene Wahrzeichen der Stadt, ist in Innern umgebaut worden.

Einmal erhält der östliche Teil durch drei Stockwerke eine Veränderung in der inneren Einteilung und in der Treppenanlange, für die Zwecke des Lagerhausbetriebes und des Verkehrsbüros, dann auch für die Unterbringung von Ausstellungen.

In der Zeit vom 25. Mai bis 16. Juli 1933 beherbergen diese umgebauten Räume einen Teil der grossen Schiffahrts-Ausstellung.

Abb. 6: Freigelegte hölzerne Unterzüge und Sattelhölzer mit den Einsenkungen
Abb. 6: Freigelegte Unterzüge und Sattelhölzer

Der andere Teil der inneren Umbauten betrifft im ersten, zweiten und dritten Stock die Unterzüge und Pfeiler.
Nachmessungen ergaben, dass sich im Laufe von bald zweihundert Jahren das Kornhaus um 17 bis 56 cm seewärts gesenkt hat und insbesondere die seinerzeit aus Föhren- und Tannenholz erstellten Unterzüge übermässig durchhingen, teilweise über den Pfeilern gebrochen waren und damit einzelne Pfeiler in Mitleidenschaft zogen.

Abb. 7: Neue eiserne Unterzüge und die Pfeiler oben in armiertem Beton ergänzt
Abb. 7: Neue Unterzüge und die Pfeiler oben ergänzt

Die fortwährenden Bodensenkungen längs des Bodenseeufers sind eine schon längst bekannte Tatsache. So wurde festgestellt, dass der Pegelnullpunkt, bei der Südostecke des Kornhauses, in den Jahren 1890 bis 1930 sich um 59 mm gesekt hat, d.h. im Jahresdurchschnitt um ziemlich genau 1.5 mm herunterging.

Zeugen dieser - wenn auch langsamen und ungefährlichen - Senkung sind übrigens auch die alten Häuser auf der Nordseite unserer Hauptstrasse: Die Hauswände ragen zum Teil stark rückwärts gegen den See. Die Ursachen für die Baufälligkeit der Unterzüge des Kornhauses mögen einerseits in den Setzungen während der Bauzeit und diesen Bodensenkungen liegen, sind aber anderseits in den Belastungen durch den Lagerhausbetrieb zu suchen.

Abb. 8: Einsenkung und Beschädigungen an Unterzügen und Sattelhölzern
Abb. 8: Einsenkung und Beschädigungen

Die Auswechslung der hölzernen gegen eiserne Unterzüge, unter gleichzeitiger Instandstellung schadhafter Pfeiler, wurde dringend nötig.

Die Bilder zeigen den Zustand von Unterzügen vor und nach dem Umbau:
Abb. 6 die vom Verputz freigelegten hölzernen Tragbalken, mit der
          deutlich wahrnehmbaren Einsenkung;
Abb. 7 die neuen, eisernen Unterzüge;
Abb. 8 Einsenkung des Unterzuges und der Sattelhölzer;
Abb. 9 die zufolge Biegung sich geöffnete Stossfuge der Holzträger.

Abb. 9: Zufolge Einsenkung des Unterzuges hat sich über dem Pfeiler die Stossfuge geöffnet
Abb. 9: Einsenkung öffnet die Stossfuge

Eine kräftige Eisenarmierung sichert den Verband der Bruchsteinpfeiler im ersten und zweiten Stock. Im dritten Stock wurden die alten Pfeiler abgebrochen und durch armierte Betonsäulen ersetzt. Zusammen mit dem ausserordentlich kräftigen neuen Gelbälk wird das Kornhaus nach dem Umbau wieder allen Anforderungen entsprechen.

Text und Fotos: E. Keller, Ing.
Buchtitel: Rorschacher Monatschronik 1933, Nr.3, S.7-8
Copyright: 1933 by E. Löpfe-Benz, Rorschach

Der Umbau und die Erneuerung des Kornhauses wird von der Stadt Rorschach vorangetrieben. Doch auch hier regt sich Widerstand von Architektenverbänden.

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